RECONQUISTA

  • 12-05-22 23:40 Alter: 2 Jahr/e

    Rußland, die Ukraine und die deutsche Geschichtsvergessenheit

    Was ist das nationale Interesse Deutschlands im Ukraine-Konflikt?

    Ukrainische Soldaten
    Ukrainische Soldaten: Heute und vor 78 Jahren...

    Die leblosen Körper säumen die Bundesstraße Richtung Malyn, nicht nur alte Männer, sondern auch jüngere und sogar Frauen sind unter den Opfern. Einige tragen Hand- und Fußfesseln. Unweit der Straße ein Massengrab: Die hier verscharrten Menschen wurden offenbar Opfer von Artilleriebeschuß. Einwohner berichten von Vergewaltigungen und Folterungen durch russische Soldaten.

    Sind die Berichte nur antirussische Propaganda, wie ultralinke, rechte und freiheitliche deutsche Medien berichten?

    Unbestritten nutzen westliche Medien die Bilder für ihre antirussische Propaganda und ihre Forderungen nach Waffenlieferungen für die Ukraine und allzuoft begleiteten inszenierte Kriegsverbrechen den Boden für US-Amerikanische Angriffe auf diverse Länder. Unvergessen sind auch die Forderungen US-amerikanischer Geostrategen, die die Ukraine als wichtigen Baustein zur Schwächung Rußlands bezeichneten, den es aus der russischen Einflußsphäre herauszulösen gilt.


    Historische Erfahrungen

     

    Vergessen dafür aber scheinen die geschichtlichen Erfahrungen Europas mit Rußlands Militär im 20. Jahrhundert.

    Oktober 1944: Als die Soldaten der Division Hermann Göring den Ort betraten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens: Eine erschossene Frau hockte auf den Knien am Straßenrand, in einem benachbarten Haus saß eine weitere Frau mit gefalteten Händen tot in der Stube auf dem Stuhl.

    13 Frauen, acht Männer und fünf Kinder waren von Rotarmisten teilweise grausam ermordet worden. Bei einer Leiche war der Schädel „mittels eines scharfen Gegenstandes“ zertrümmert worden. Die jungen Frauen, die sich im Ort aufhielten als die Sowjets kamen, waren zumeist vergewaltigt worden, wobei einige die Tortur überlebten.

    Nemmersdorf steht stellvertretend für Tausende Orte in Deutschland, in denen bei Kriegsende Deutsche massakriert und mißhandelt wurden, nicht nur von Russen. Insgesamt 1,3 Millionen deutsche Soldaten starben allein in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, zwei Millionen deutsche Frauen und Mädchen wurden Opfer sexueller Gewalt – bis heute werden alliierte und sogar sowjetische Kriegsverbrechen von bundesdeutschen Wissenschaftlern, Politikern und Medien verharmlost, auch das Beispiel Nemmersdorf. Welche Diskrepanz zur heutigen Zeit: Wenn es der Propaganda nutzt und nicht Deutsche die Opfer sind werden ungeprüft Vorwürfe russischer Kriegsverbrechen übernommen. Unbestritten ist jedoch, daß die Menschen, die damals in Uniform Verbrechen verübten, nur selten belangt worden sind. Beteiligt waren vor allem Soldaten aus den russischen Ostgebieten. Und auch heute sind es vor allem Einheiten aus dem Osten Rußlands, die im Verdacht von Verbrechen stehen.

    Die Kriegsverbrechen waren damals keine Spätfolge des deutschen Überfalls auf Rußland, sondern zählten von Beginn an zur planmäßigen Kriegsführung der Sowjetunion. Folterungen, Verstümmelungen, Morde und andere Völkerrechtsverletzungen waren seit Juni 1941 an der Tagesordnung, schreibt selbst das linksdominierte Portal Wikipedia.

    Sind russische Gräueltaten vor diesem Hintergrund nicht vorstellbar? Es wäre in jedem Fall ratsam, weitere Ermittlungen abzuwarten, bevor man alle Vorwürfe russischer Kriegsverbrechen als Westpropaganda abtut.


    Aktuelle Parallelen

     

    Wie dürfte die Sichtweise eines Veteranen des Weltkriegs auf den derzeitigen Konflikt aussehen? Auch heute stehen wieder Soldaten in Schützengräben und erwehren sich russischer Angriffswellen.Vielfach werden dieselben Symbole getragen, wie vor 80 Jahren: Auf der einen Seite der Rote Stern in Erinnerung an die Rote Armee, auf der anderen Seite oft das Hakenkreuz oder andere Runen, als Zeichen der Traditionslinie des antibolschewistischen Kampfes. An der Front sollen derzeit Tausende ukrainische Soldaten mit dem Verbandsabzeichen des Goldenen Löwen, kämpfen, der an die im April 1943 aufgestellte Waffen-SS-Division von Freiwilligen aus der Ukraine und Galizien erinnert. 79 Jahre später harren im Stahlwerk Asovstal in Mariupol Soldaten und Zivilisten seit Wochen aus, seit Tagen ohne Nahrungsmittel - die Bilder wecken Erinnerungen an die Verteidigung der deutschen Städte – der Festung Breslau, der Verteidigung von oder an den letzten Kampf in Berlin. Im Oktober 1941 rückten deutsche Truppen in Mariupol ein und vertrieben die Rotarmisten. Auch heute wird in Mariupol wieder ein Stück ruhmreicher Militärgeschichte geschrieben. Die Geschichte von Soldaten, die bis zur letzten Patrone ihre Heimat verteidigen, verlassen und geopfert nicht nur von der eigenen Regierung in Kiew, sondern auch von vielen ähnlich denkenden Menschen in Deutschland und Europa. Ein Kommandeur des Asow-Regiments verlor in den Kämpfen eine Hand und ein Auge, doch an Aufgeben denkt er ebensowenig wie seine Kameraden, die vergessen von der Welt gemeinsam auf die nächsten russischen Angriffe warten. Derweil sitzen deutsche Patrioten vor ihrem Rechner und schwelgen lieber in ihrem Wunschtraum des Deutschfreundes Putins, als die Realität anzuerkennen:

    Auch Putin ist getrieben von eigenen geostrategischen Überlegungen, in denen Menschenleben eine untergeordnete Rolle spielen. Er sieht sich in der Traditionslinie zur Sowjetunion – ein starkes, zentral regiertes Rußland als Führer eines Bundes von Staaten, deren Nationalinteressen denen Rußlands und seiner Führung untergeordnet sind. Der skrupellose Diktator Stalin, Schlächter von Millionen von Russen, Ukrainern, Polen und Deutschen, gehört dabei zu den Vorbildern Putins. „Wie 1945 wird der Sieg unser sein", sagte Putin anläßlich seiner Rede zum 77. Jahrestag des Sieges über Deutschland. "Heute kämpfen unsere Soldaten wie ihre Vorfahren Schulter an Schulter für die Befreiung ihrer Heimat vom Nazidreck... Leider erhebt der Nationalsozialismus heute wieder sein Haupt. Unsere heilige Pflicht ist es, die ideologischen Erben derer, die besiegt wurden, daran zu hindern, sich ihre Revanche zu verschaffen.“

    Die russischen Fahrzeuge der Angriffswellen gegen die Ukraine tragen ein Z-Symbol – offiziell steht es für den Satz „für den Sieg“ (russisch за победу, deutsch transkribiert sa pobedu). Anderen Quellen zufolge könnte das „Z“ aber auch direkten Bezug zum 2. Weltkrieg haben und für zwei gegeneinandergelegte „7“-Ziffern stehen – also 77, für die Anzahl der Jahre seit dem Sieg über Deutschland. Denn auch der Ukraine-Krieg gilt offiziell als Feldzug gegen den Nationalsozialismus, wobei als Nazis alle bezeichnet werden, die Rußlands Politik kritisch gegenüber stehen. Dafür spricht auch die Symbolik auf russischen Fahr- und Flugzeugen der letzten Zeit, die oft mit Aufschriften „Nach Berlin“ zu sehen waren.

    Jeder deutsche Patriot, der das „Z“-Zeichen in Solidarität zu Rußland führt, würde vor diesem Hintergrund also auch den russischen Sieg über Deutschland 1945 und damit das Leid der deutschen Zivilbevölkerung, einschließlich zehntausender Vergewaltigungsopfer, gutheißen.


    Die zunehmende Unglaubwürdigkeit patriotischer Medien

     

    Nicht nur in neurechten und patriotischen Medien finden sich derzeit seltsame Blüten eines neuen Antinazismus. So beklagt etwa Karl Richter, langjähriger NPD-Vertreter in Bayern, der sich in der Vergangenheit eigentlich durch eine realitätsorientierte Analyse politischer Vorgänge auszeichnete, die Unterdrückung ethnischer Minderheiten durch nationalistische Ukrainer. Also dasselbe, was Amnesty International jahrelang der BRD vorwarf, weil Asylbewerber Anfeindungen durch Teile der Bevölkerung ausgesetzt gewesen wären.

    Auch Generalmajor a.D. Schultze-Rhonhof läuft Gefahr seine Objektivität auf dem Altar des Pro-Putin-Dogmas zu opfern wenn er die Gräueltaten von Butscha ukrainischen Tätern zuschreibt. Sein Hauptbeleg: Die Opfer trugen weiße Armbinden, was sie als Rußland-Sympathisanten ausweise. Daß die Opfer zuvor gezwungen worden sein könnten, weiße Armbinden zu führen, um sie als Nichtkombattanten auszuweisen, wird nicht erörtert, ebensowenig die Frage, warum Rußland-Sympathisanten ihr vorgebliches Erkennungszeichen beim Einrücken der Ukrainer nicht abgelegt haben sollen.

    Geostrategisch argumentiert das Forum des Thule-Seminars, die Schriften diverser Autoren abdrucken, die oftmals nicht nur vor historischen Unzulänglichkeiten strotzen, sondern stark an russische Propaganda-Pamphlete erinnern. So behauptet etwa ein „US-Militär-Experte“ Scott Ritter, „Die Vorstoßgeschwindigkeit der russischen Truppen wäre höher als die Geschwindigkeit der deutschen Truppen während der ›Operation Blitzkrieg‹ im Zweiten Weltkrieg. Es ist der schnellste Truppenvorstoß in der Geschichte.“ und „bei groß angelegten Vernichtungsschlachten, z. B. der Deutschen in den Schlachten mit den Amerikanern“, seien „auf jeden getöteten Amerikaner drei bis vier Deutsche“ gekommen. Problematisch an dieser Aussage ist, daß es bis Ende 1945 kaum Vernichtungsschlachten gab, in einer der wenigen, dem Kessel von Falaise 1944, waren die Verluste der Alliierten fast genau so hoch, wie die der Deutschen, trotz erdrückender Luftüberlegenheit. Reine Propaganda übernimmt das Thule-Seminar mit einem Text von Boris Karpov, der meint in der Ukraine seien nur Freiwillige im Einsatz und die hohen Verluste der Generalität seien zustande gekommen, weil sich die russischen Offiziere, anders als die europäischen (sic!!) „weder hinter ihren eigenen Männern noch hinter Zivilisten verstecken!“

    Auch die unkommentiert übernommenen Erfolgsberichte des russischen Militärs spiegeln statt der Wirklichkeit, russische Propaganda: „Am späten Abend des 28. März meldete das russische Verteidigungsministerium, daß der ukrainische Hubschrauber Mi-8, der sich auf dem Weg zur Notevakuierung von Kommandeuren des nationalen Asow-Bataillons befand, die ihre Untergebenen im Stich gelassen hatten, in der Nähe von Mariupol, fünf Kilometer von der Küste am Asowschen Meer entfernt, abgeschossen wurde.“

    Die Speerspitze der pro-russischen patriotischen Bewegung stellt unbestritten die Zeitschrift Compact dar. Hier werden russische Gräueltaten generell in Abrede gestellt, die Ukraine aufgefordert, die Waffen niederzulegen und der Westen gewarnt, Waffen zu liefern. Viele Beiträge lesen sich, als hätten hier russische Politiker selbst die Feder geführt, von journalistischer Sorgfalt ist ebensowenig zu spüren wie von einer objektiven Distanz. Was viele patriotische Medienvertreter in ihrem Eifer ein prorussisches Gegengewicht zur westlichen Berichterstattung zu bilden, offenbar übersehen, ist die Gefahr einer zunehmenden Unglaubwürdigkeit, die sich auch auf andere Politikbereiche ausweiten könnte. Nicht zuletzt die Ausführungen von „Compact“ dürften ein Auslöser für den Bruch des Sängers Xavier Naidoo mit bisherigen Anschauungen und Verbündeten darstellen. Wovon genau sich der Sänger distanzierte ließ er offen, als Beweggrund für seine öffentliche Entschuldigung gab er jedoch die Geschehnisse in der Ukraine an. Die Darstellung dieser Geschehnisse in der Zeitschrift Compact dürfte dem Erleben der Betroffenen, zu denen auch die Familie von Naidoos Frau gehören sollen, zweifellos nicht entsprechen.


    Der deutsche Blickwinkel und die notwendigen Forderungen

     

    Unbestritten: Eine enge Zusammenarbeit Deutschlands mit Rußland wäre nicht nur ein Fiasko für US-Amerikanische Geostrategen, sondern brächte beiden Ländern auch eine Reihe von Vorteilen: Technisches Know-How für Rußland, Rohstoffe für Deutschland. Zudem, und das ist noch entscheidender, stellt Putins Rußland einen gewichtigen Störfaktor in den Plänen der westlichen Eliten dar, eine kontrollierte und beliebig beherrschbare „Eine-Welt“ zu schaffen. Ein Festhalten an einer deutsch-russischen Zusammenarbeit war also aus verschiedenen Gründen sinnvoll, solange jedenfalls, bis Putin nicht nur ukrainische Gebiete mit russischer Bevölkerungsmehrheit und langer russischer Tradition beanspruchte, sondern die gesamte Ukraine angriff. Insbesondere Putins Anspruch, hauptsächlich den Nationalsozialismus zu bekämpfen, sollte aufhorchen lassen. Ein Ersatz der westlichen Neuen Weltordnung durch eine Chinesisch-russische NWO – beide Staaten sprachen in den letzten Monaten von der Notwendigkeit einer Neuen Weltordnung – würde Deutschland und die europäischen Nationen vom Regen in die Traufe befördern.

    Das wahre Deutschland muß sich daher freimachen von dem Zwang, sich mit einer der beiden Seiten – USA und Rußland - zu solidarisieren. Deutschland hat eigene Interessen, die vornehmlich in der Wahrung der Sicherheit der deutschen Bevölkerung liegen.

    Darum sollte ein Embargo russischer Energielieferungen solange nicht verhängt werden, wie das Land nicht in der Lage ist, einen Ersatz bereitzustellen.

    Auch die öffentliche Ankündigung und Durchführung der Lieferung schwerer Waffen für die Ukraine ist ein Fehler, der zur Ausweitung des Konfliktes auf Deutschland führen könnte.

    Eine Ausblendung russischer Verbrechen, wie sie bereits angesichts des Abschusses einer niederländischen Passagiermaschine 2014 über Separatistengebiet erfolgte, ist jedoch weder angemessen noch zielführend. Vielmehr muß deutlich gemacht werden, daß Putins direktes Agieren gegen die internationalistischen imperialen NWO-Pläne – etwa in Syrien – gutzuheißen waren, nicht aber ein Krieg gegen ein gesamtes europäisches Volk. Ein russischer Machthaber, dessen vornehmstes Interesse in der Entnazifizierung der gesamten Welt liegt, scheidet als Partner Deutschlands langfristig aus. Mit den gleichen Argumenten, die heute von Putin-Sympathisanten ins Feld geführt werden, könnte man auch einen russischen Angriff auf Deutschland gutheißen: Das Volk hat sich eine Marionetten-Regierung gewählt, die US-hörig ist und keine Rücksicht auf das nationale Interesse nimmt... Die Frage bleibt, wie würde Deutschlands Rechte reagieren, wenn irgendwann einmal Rußland erneut Deutschland angreift? Zu Hause bleiben und abwarten, auch wenn Freunde und Verwandte zu Opfern werden – oder gegen die Eindringlinge kämpfen, wie es derzeit viele ukrainische Männer und Frauen praktizieren?



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