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27-04-21 12:43 Alter: 4 Jahr/e
Ein Hauch von Revolution
Die Initiative „allesdichtmachen“ löst heftige Reaktionen aus
Jan Josef Liefers - Ausschnitt aus dem Kurzvideo
Screenshot Alles-dicht-machen (youTube)Bemerkenswert, was sich da seit dem 22. April in der deutschen Kulturszene abspielt.
Am gleichen Tag, an dem die Corona-Notbremse in Kraft tritt, starten 53 Schauspieler, darunter Prominente wie Jan-Josef Liefers, Ulrich Tukur, Oliver Pocher und Heike Makatsch, eine Offensive gegen die offizielle Corona-Politik. Die 53 Clips von je etwa einer Minute Länge sind kleine Kunstwerke, die ganz unschuldig mit der immergleichen Botschaft enden: „Bleiben Sie gesund, und unterstützen Sie die Corona-Maßnahmen der Regierung!“
Was davor aber im Brustton der Überzeugung gesagt wird und scheinbar ganz auf Parteilinie liegt, erweist sich am Ende als Ohrfeige für die Regierenden.
Offiziell richten sich die Botschaften an die gesamte „Corona“, also alle, die unter dem gleichnamigen Virus leiden, ganz besonders aber an die „Verantwortlichen in Regierung und Medien“. Vordergründig loben sie die Corona-Maßnahmen der Regierenden, plädieren gar für einen noch schärferen Lockdown und gipfeln in der Forderung: „alles dicht machen!“. So lautet auch der Name der Initiative.
Das ist höchst ironisch gemeint.
Maßlose Übertreibung soll entlarven. Zeigen, daß die Politik maßlos übertreibt. Aber Ironie, zu deutsch „Verstellung“, wird bekanntlich nicht von allen verstanden. Oft gar übelgenommen. Das mediale Establishment reagiert empört.
Das gemeine Publikum aber jubelt. Es scheint, als habe die stummgeschaltete Öffentlichkeit auf einen Geistesblitz von Widerworten gewartet. Bis zum 23. April abends sind die Clips über eine Million mal angeklickt. Bei 93 % geht der Daumen hoch.
Bekanntestes Gesicht der Initiative ist der Schauspieler Jan-Josef Liefers. Sein eindringlicher Appell endet mit den Worten: „Verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht an den Maßnahmen der Regierung“.
Was für eine irrsinnige Forderung! Fernab jeder Vernunft. In Wahrheit rufen Liefers und seine Mitstreiter alle Vernünftigen im Lande zum Zweifel auf: Zweifeln Sie bitte an den Maßnahmen der Regierung! Aber bitte verzweifeln Sie nicht am eigenen Leben!“
Die mehr als 50 Kurzfilme sind ein Feuerwerk an absurdem Theater. Was könnte das Absurde im aktuellen Polit-Theater deutlicher machen?
Viele Beiträge sind heiter im Ton.
Man muß schallend lachen. Etwa wenn ein Staubsaugerbeutel statt der Maske empfohlen wird, oder Zwei-Tüten und Zwei-Zimmer-Atmung. Oder die Virus-Bekämpfung mit hartem Yoga. Ernster wird es, wenn Martina Gummich den Verzicht auf die eigene Meinung als demokratische Tugend preist. Ulrich Tukur fordert schließlich, die Supermärkte sofort zu schließen, damit Virusträger und Virus gleichzeitig ausgerottet werden. „Die gesundheitspolitischen Maßnahmen“ entgleiten zum brutalen Exzess.
Das absurde Theater macht bei der Pandemiebekämpfung nicht halt. Es geht ums Politische. Auch falsche Meinungen breiten sich viral aus. Damit es keinen Beifall von der falschen Seite gibt, sollen in Zukunft alle Theater geschlossen bleiben. Außerdem soll die „rechte Ecke“ abgeschafft werden. Nur noch runde Räume. Keine Strafräume mehr.
Wie leicht vorhersehbar, stößt die Kritik schnell an die Grenzen der erlaubten Kritik. Nicht nur der Raum der physischen Bewegungfreiheit ist bedrückend eng, auch der schmale Grat tolerierter Kritik ist beklemmend wie eine Zwangsjacke. Wer sich freimacht, wird schnell den Querdenkern, AfD-Sympathisanten und Regimekritikern zugerechnet. Die „rechte Ecke“ scheint für das Regime unverzichtbar. Wie soll man denn sonst „die Rechten“ vom Spielfeld fernhalten? Die Linienrichter am Strafraum der öffentlichen Meinung erfüllen nur „ihren Auftrag“, sie zücken ihre rote Fahne, wenn’s kritisch wird.
Schon kurz nach der Veröffentlichung der 53 Filme beginnt die Inquisition. Gelernte DDR-Bürger kennen das. Wer sich gegen die Parteilinie stellt, wird verstoßen. Aus der Partei, gemeint ist: aus der Gemeinschaft der Gutbürger, entfernt. Wenn er öffentlich abschwört, gibt’s vielleicht Bewährung. Der Linksstaat inszeniert gern Schauprozesse.
Ein SPD-Rundfunkrat beim WDR tritt als Ankläger auf. Er fordert die Entlassung der abtrünnigen Tatort-Kommissare Liefers und Tukur. Gutbezahlte Mimen bangen um ihre Rollen. Heike Makatsch fällt als erste um, sie schwört ab, positioniert sich „klar gegen rechts“. Andere ziehen ihre Clips zurück. Merit Becker beklagt Morddrohungen.
Jan-Josef Liefers wird vom WDR ins Verhör genommen. Ob er sich nicht schäme, nicht auf der falschen Seite stehe, und ob er nicht naiv sei. Liefers kontert. Diese Frage habe er schon einmal gehört, vor 30 Jahren, von den Funktionären der SED. Das war kurz bevor die Mauer fiel. Und das Meinungs-Gefängnis namens „DDR“ ebenfalls.
Damals hatten sich die zuvor linientreuen Kulturschaffenden plötzlich gegen das Regime gewendet, hatten den Protest in klare Worte gefasst, dem Volk eine Stimme gegeben. Was da an Kritik hervorbrach, ließ sich nicht mehr einfangen.
Vor diesem Hintergrund ist die Palastrevolte gegen die sozialistische Einheitsmeinung ein Fanal. Ein Hauch von Revolution weht durch das Land. Ein frischer Wind. Politik und Medien sind in Aufregung. Das Virus breitet sich aus. Was können sie tun? Eine Antwort liegt auf der Hand: „Alles dicht machen!“
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Kommentare:
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Das Wort ist entlarvend. Es weist auf die entscheidende Technik hin, mit der jede demokratische Regung - wo auch immer - unterdrückt werden kann. Der Meinungs-Kontrollapparat, und darum handelt es sich bei unseren Medien, macht die Schotten dicht. Er achtet peinlich darauf, Regime-Kritiker nicht an die Mikrofone zu lassen und die Ausbreitung von alternativen Gedanken zu unterbinden. Die immergleichen Leute verbreiten die immergleichen Phrasen als öffentliche Meinung. Die Methode der Meinungs- Diktatur hat ein einfaches Motto: Alles dichtmachen!
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