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07-10-19 14:12 Alter: 5 Jahr/e
Moderner Mensch schon vor 220.000 Jahren in Europa
Neue Funde stärken Zweifel an klassischer Out-of-Africa-These
Rekonstruktion des Apidima 1-Schädels, der in Griechenland gefunden wurde und plastische Rekonstruktion einer Neandertaler-FrauDie „Out-of-Africa“-These schien in den letzten Jahren dank genetischer Erkenntnisse zunehmend unangreifbarer zu werden. Denn durch die Möglichkeit, die Abstammungslinie über einen Abschnitt des Y-Chromosoms zurückzuverfolgen, der nur von einem Vater auf seine männlichen Nachkommen übertragen wird, rekonstruierten Genetiker eine chronologische Verbreitung. Diese soll mit dem sogenannten „Adam des Y-Chromosoms“, also dem ältesten gemeinsamen Vorfahren aller heute lebender Männer, vor ca. 150.000 Jahren in Afrika begonnen haben und sich dann über den Nahen Osten bis nach Asien und Europa nachverfolgen lassen (https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_des_Y-Chromosoms#Das_Alter_von_Adam) . Analog zum „Adam“ wurde schon zuvor eine „Ur-Eva“ ermittelt, die wiederum Ur-Ahnin aller heute lebenden Frauen gewesen sein soll und vor 150- 200.000 Jahren in Afrika gelebt hätte.
Kritische Stimmen, die diese hauptsächlich auf Computerberechnungen basierenden Erkenntnisse bezweifelten, kamen in den vergangnenen Jahren immer seltener zu Wort, obgleich es schon damals berechtigte wissenschaftliche Einwände gab.
Nun erschüttern neue archäologische und genetische Erkenntnisse diese vorherrschende Out-of-Africa-These erneut.
Die erste dieser Meldungen stammt bereits aus dem Jahr 2017. Damals hatte ein Forschungsteam unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena und der Universität Tübingen bei der Untersuchung mitochondrialer (von Müttern auf Töchter übertragene) DNA aus dem Oberschenkelknochen eines Neandertalers festgestellt, daß dieses bereits Erbgut des modernen Menschen enthielt. Zwischen 470.000 und 220.000 Jahren vor heute müssen sich demnach moderne Menschen mit in Europa lebenden Neandertalern vermischt und in der weiblichen DNA-Linie Spuren hinterlassen haben, wie die Zeitschrift „Nature Communications“ berichtete (https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/alte-dna-wirft-neues-licht-auf-neandertaler-evolution-3659/ ).
Da das Erbgut der heutigen Menschen in Europa aber einen Anteil von Neandertaler-Genen aufweist, der zwischen 1,5 und 4% liegt, bedeutet dies, daß die gemeinsame Vorfahrin zumindest der europäischen Frauen älter als 200.000 Jahre sein muß. Denn bei der heute wissenschaftlich favorisierten späteren Vermischung zwischen Neandertalern und einer weiteren Einwanderungswelle moderner Menschen müßten zumindest einige Neandertaler-Mütter ihre Gene innerhalb der weiblichen Linie der Menschen in Europa verewigt haben.
Nun stützt eine weitere Studie die These, derzufolge der moderne Mensch schon viel früher außerhalb Afrikas lebte. Neue Analysen eines Schädels aus einem griechischen Fundort bei Apidima durch die Universitäten Tübingen und Athen ermittelten ein Alter von rund 210.000 Jahren (https://www.archaeologie-online.de/nachrichten/der-frueheste-nachweis-von-homo-sapiens-ausserhalb-afrikas-ist-ein-fund-aus-griechenland-4351/ ). Damit ist der sogenannte „Apidima 1“-Schädel der Nachweis des ältesten modernen Mensch, der außerhalb Afrikas lebte. Gemeinsam mit diesem Schädel aufgefundene Skelettreste von Neandertalern weisen zugleich darauf hin, daß diese frühe Population anatomisch moderner Menschen („Apidima 1“) von Neandertalern verdrängt wurde, die wiederum gegen 40.000 von weiteren Gruppen moderner Menschen verdrängt worden seien.
Beide Studien bestätigen aber die Möglichkeit, daß sich eine Population des modernen Menschen schon früh in Europa verbreitet und ihr Erbgut auch im heutigen Menschen hinterlassen haben könnte.
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