RECONQUISTA

  • Die Aufklärung und ihre Gegner

    Leben wir noch in einer Zeit der Aufklärung? Oder in einer Zeit einer nie dagewesenen Irreführung? Bevor wir uns dieser Frage zuwenden, gilt es die Begriffe zu klären.

    „Aufklärung“ kann zweierlei bedeuten: im engeren Sinne ist es jeder Erkenntnisvorgang, der zu größerer Klarheit führt, also ein allgemeiner geistiger Prozess der Klärung, der zu allen Zeiten als Ausdruck der stetigen Höherentwicklung der Menschheit angesehen wurde. Im engeren Sinne bezeichnet „die Aufklärung“ eine umschriebene historische Epoche, eine Wendezeit zwischen 1600 und 1750, in der sich ein neues, rationales Weltbild durchgesetzt hat.

    Bei dem Begriff „Gegenaufklärung“ ist die Situation jedoch etwas komplizierter. Natürlich kann man als Gegenaufklärung jede Bewegung verstehen, die sich gegen eine Aufklärung im allgemeinen Sinne wendet. Gegenaufklärung steht damit für Verdunklung, für das Ignorieren der offenkundigen Gegebenheiten, für den Glauben an nicht rational begründbare Denkansätze. Sie bedeutet einen Rückschritt auf dem Wege der Menschheit und kann zu allen Zeiten auftreten. Im engeren Sinne bedeutet „die Gegenaufklärung“ eine Bewegung im Anschluß an das Zeitalter der Aufklärung, die sich gegen zuviel Rationalismus und eine Überbetonung des Rationalen auf Kosten des Gefühls und der natürlichen, triebhaften Grundlagen des Lebens wendet.

    „Gegen-Aufklärung“ - eine Klarstellung

    „Gegen-Aufklärung“ hat jedoch noch eine weitere, sinnumkehrende, ironische Bedeutung. Wenn man davon ausgeht, daß unter dem Deckmantel der Aufklärung auch Falschaussagen propagiert werden, daß also eine Pseudo-Aufklärung sich mit den Federn der Aufklärung schmücken kann, dann bedeutet „Gegen-Aufklärung“ eine Richtigstellung, die sich gegen eine falsche Aufklärung richtet. Ein Beispiel: die sogenannte Gender-Theorie versucht, die Menschen darüber aufzuklären, daß es nicht nur zwei Geschlechter gibt, sondern beliebig viele. Daß die Kategorie des Geschlechts an sich ein künstliches Konstrukt sei. Die Vertreter dieser Geschlechter-Leugnung, manche sprechen von einer mentalen Geschlechtsumwandlung, sehen sich als Propagandisten einer neuen Aufklärung, die uns über den wahren Charakter des Menschen belehren will. Für ihre Gegner ist der „Gender-Wahnsinn“ ein Rückfall in finsteren Aberglauben, dem man mit einer „Gegen-Aufklärung“ begegnen muß. Man erkennt hier, wie die Begriffe Aufklärung und „Gegen-Aufklärung“ in ihrem Sinn vertauscht werden, wie die sogenannte Gender-Aufklärung in Wirklichkeit eine Verdummung ist, und die „Gegen-Aufklärung“ den Charakter einer echten Aufklärung hat.

    Um den Bezug zur Aufklärung klarzustellen, wird die letztgenannte, ironische Verwendung durch die Schreibweise „Gegen-Aufklärung“ gekennzeichet.

    Leben wir noch in einer Zeit der Aufklärung?

    Zurück zum Zeitalter der Aufklärung, in der große wissenschaftliche und kulturelle Fortschritte erzielt worden sind, in der alte Dogmen umgestoßen wurden. Als historische Antithese folgte eine Zeit der Gegenaufklärung, in der das Pendel gewissermaßen zurückschlug.

    Für uns heute stellt sich die Frage: Leben wir wirklich in einer Zeit der Aufklärung? Oder hat die Gegenbewegung inzwischen wieder die Oberhand gewonnen? Werden wir heute von neuen, weniger offensichtlichen Dogmen beherrscht?

    Natürlich ist die Überzeugung weitverbreitet, dass wir an der Spitze des Fortschritts marschieren, dass keine Zeit vor uns jemals so aufgeklärt war wie wir heute, dass wir das höchstmögliche Maß an Wissen und Klarheit über unsere Welt erreicht hätten. Aber spiegelt sich darin nicht ein Hochmut gegenüber vorangegangenen Generationen wider, eine billige Besserwisserei, die angesichts von zunehmender Bildungsverflachung und modernem Analphabetentum fragwürdig erscheinen muß?

    Wer ohne Taschenrechner nicht das kleine Einmaleins beherrscht, wird zwar die Rechenaufgaben des Alltags lösen können, aber die Komplexität seiner Welt kaum erfahren oder bewältigen. Er wird zu einfachen Dogmen Zuflucht nehmen müssen, um sich zu orientieren, und gegen Aberglauben jeder Art kaum gefeit sein. Die Ignoranz gegenüber den gedanklichen Voraussetzungen, die wir leichtfertig als sicheren Boden unseres Wissens annehmen, paart sich mit der festen Überzeugung, in einer Zeit maximaler Aufklärung und Transparenz zu leben. Selbstsicherheit und Selbstüberzeugtheit werden politisch benutzt, um die Massen zu steuern. Der satte Konsument des Waren-Angebotes und auch des Angebotes an politischen Überzeugungen bereitet keine Schwierigkeiten. Das Vertrauen in die Richtigkeit der politischen Denkmuster wird von den jeweils Herrschenden gefördert, soweit es ihren Interessen dient. Daß diese Überzeugungen jedoch Produkt eines Bildungsprozesses - also von Aufklärung und Gegenaufklärung - sein können, die von Interessen gesteuert sind und gerne zur Festigung von herrschafts-stabilisierenden Dogmen missbraucht werden, ist den wenigsten bewußt. Daß dabei die Nichtgläubigen politisch diskriminiert und systematisch ausgegrenzt, ja mit allen Mitteln bekämpft werden, wird ebenso übersehen.

    Das neue Dogma: „Gleichheit über alles“

    Ein Beispiel für die aktuelle dogmatische Indoktrination sei hier angeführt: „Alle Menschen sind gleich und haben demzufolge überall die gleichen Rechte.“ Die Forderung nach Gleichheit und Gleichberechtigung wird mit der angeblichen Gleichheit der Menschen begründet. Diese Forderung ist als Bestandteil des Humanismus hochgradig moralisch aufgeladen. Dabei ist es offensichtlich, das genau das Gegenteil gilt: alle Menschen sind ungleich. Jeder Mensch ist einzigartig, anders. Gerechtigkeit bedeutet nicht: jedem das gleiche, sondern jedem das ihm Angemessene zuzugestehen. „Jedem das Seine!“ war der Maßstab früherer Jahrhunderte. Daß Menschen ungleiche Fähigkeiten haben, daß sie verschieden sind und sich verschieden verhalten und daß sie aus diesem Grund in verschiedenem Maße zusammenpassen und zusammen leben können, ist eine triviale Einsicht. Daß die Welt aus einer Vielzahl von Kulturen besteht, deren Existenz geradezu auf ihrer Ungleichheit, auf ihrer Verschiedenheit, Trennung und Distanz beruht, wird in dem neuen Glauben an die große Gleichheit leicht übersehen. Daß sich menschliche Existenz nur in der Vielfalt, in Differenz und Distanz entfalten kann und dadurch der Reichtum der Welt an Einzelmenschen, Kulturen und Völkern entsteht, wird von den Propagandisten des egalitären Uniformitätsglaubens geleugnet. So versucht sich die Welt an einem neuen Turmbau zu Babel, bei dem ökonomische Vorteile zu einer vermeintlichen Harmonisierung und Gleichschaltung der Welt genutzt werden.

    Marsch in den Untergang?

    Letztlich ist es der alte kommunistische Aberglaube an die Gleichheit, der in neuem Gewand die Weltrevolution propagiert und dabei die historischen Erfahrungen vergangener Jahrhunderte, insbesondere die Rationalität der Aufklärung, unbekümmert zur Seite schiebt. So drängt sich der Eindruck auf, daß seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine Periode der Gegenaufklärung eingesetzt hat, die unter dem Banner des Fortschritts in Freiheit und Gleichheit die kulturelle und ethnische Vielfalt und letztlich die Selbstbestimmung der Individuen und Völker abschaffen will. Man muß sich fragen, ob der Gleichheits-Fetisch, der den Massen vorgehalten wird, nicht ein gezielter Lockvogel ist, um sie ins Verderben zu führen.

    Gerade in den letzten Jahren hat eine kulturelle Untergrundbewegung Fahrt aufgenommen, die von fragwürdigen Hintergrundmächten gespeist wird und die eine allgemeine Mobilmachung erreicht hat. Mit aufklärerischem Fanatismus wird die Gleichheit in allen Lebensbereichen gefordert. Millionen Menschen wurden auf Wanderschaft gelockt, stabile Gesellschaften und Kulturen destabilisiert und Staaten auf die abschüssige Bahn der ethnischen Auflösung gebracht. Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen - und Gesinnungsethik - gepflastert. Der Marsch in den Untergang scheint kaum zu stoppen.

    Nicht nur in Bezug auf die Migration, sondern auch bei den Themen Klima und Gender hat eine zunehmende Zahl von „Aktivisten“ den Pfad der Vernunft verlassen. Wie ist das möglich? In was für eine Zeit sind wir geraten? Wir kommen damit zurück auf die eingangs gestellte Frage: Befinden wir uns in einer Zeit der Aufklärung? Oder der dogmatischen Verblendung, der Irreführung der Massen? Die Antwort ist klar. Eine aggressive Gegenaufklärung ist auf dem Vormarsch. Nur eine neue Aufklärung kann ihr Einhalt gebieten.

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Reconquista 2/2020 - Im Zeitalter der Gegenaufklärung


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