RECONQUISTA

  • Die Geschichte der Reconquista

    Als im Jahre 711 das Heer der Westgoten unter König Roderich am Río Guadalete zum Kampf gegen die Invasoren antrat, erahnte noch keiner der Beteiligten die historische Bedeutung des bevorstehenden Waffenganges. Mit der Niederlage der Germanen gegen das überwiegend aus Berbern bestehende Heer der Araber unter Tāriq ibn Ziyād jedoch wurde das drohende Unheil offensichtlich: der Islam hatte zum ersten Sturm auf Europa angesetzt.

    König Roderich fiel in der Schlacht, sein  Leibwächter Pelagius („Pelayo“) konnte sich mit einem kleinen Trupp in seine Heimat Asturien zurückziehen.

    Innerhalb weniger Jahre gelang es den Mauren genannten Arabern fast die gesamt iberische Halbinsel zu erobern.

    Das Ziel der Moslems aber war nicht nur die Eroberung einiger Gebiete Europas, sondern aller bewohnten Teile der bekannten Welt. Das jedenfalls hatte der Prophet Mohammed seinen Gläubigen ins Stammbuch geschrieben: Nicht zu ruhen, bis die Welt islamisch sei. Nach Mohammeds Tod 632 n. Chr. entschied sich der erste Kalif Abū Bakr, wie Mohammed an einem nicht nur religiösen, sondern auch politischen Führungsanspruch festzuhalten. Er unterwarf die nach Mohammeds Tod abtrünnig gewordenen Glaubensbrüder und begann Eroberungszüge gegen Ostrom und Persien, die von gegenseitigen Kampfhandlungen erschöpft waren. 636 wurde ein oströmisches Heer in Jordanien geschlagen und in der Folge die gesamte Levantine unter Kontrolle der Araber gebracht.Es folgte die Ausdehnung nach Westen, entlang der nordafrikanischen Küste. Nach Unterwerfung und Rekrutierung der kriegerischen Berberstämme begann der Angriff auf Europa.

    Bis 719 war der größte Teil Iberiens islamisch, 720 fiel das südfranzösische Narbonne. Immer wieder stießen kleinere Horden nach Frankreich vor und lieferten sich Scharmützel mit fränkischen Truppen.

    Viele der westgotischen Adligen, träge und kampfesfaul geworden in den Jahren des Müßiggangs unter der iberischen Sonne, hatten sich inzwischen mit den neuen Herren arrangiert. Tatsächlich waren die islamischen Fürsten darum bemüht, durch Verträge und milde Behandlung der Unterworfenen ein friedliches Klima zu schaffen, das ihnen den weiteren Ausgriff nach Osten ermöglichte.   

    732 jedoch wurde die islamische Expansion nach Osten durch Karl Martell in der Schlacht von Tours und Poitiers gestoppt, doch damit waren die Araber noch lange nicht geschlagen. In der Folgezeit gelang es ihnen, in Al-Andalus ein selbständiges umayyadisches Reich zu errichten: das Emirat von Córdoba, das später zum Kalifat wurde. Solange der Kalif nicht ihren Besitz bedrohte, sahen die Franken keinen Grund erneut gegen die Mauren zu Felde zu ziehen.

    Einer, der sich nicht arrangierte, war jener Leibwächter König Roderichs, der die Schlacht am Rio Guadalete überlebt hatte. Pelagius dachte auch nach sieben Jahren Isolation nicht daran, zu kapitulieren. Aus seiner Heimat ging die Bewegung aus, unter deren Namen der Widerstand gegen die Araber letztlich zum Erfolg führen sollte: Die Reconquista, spanisch für „Rückeroberung“.

    Pelagius entstammte einer vornehmen, romanisierten westgotischen Familie des Militäradels. In einer entlegenen Berggegend Asturien versammelte der Adlige seine Anhänger und ließ sich von ihnen im Jahre 718 zum König (rex) oder „Fürsten“ (princeps) wählen. 722 führten die Moslems ein größeres Heer heran, um Pelayo den Garaus zu machen. In der Schlacht von Covadonga konnte sich der Fürst behaupten, wobei Angaben zur Schlacht zwischen christlichen und muslimischen Chronisten weit auseianderklaffen. Auch wenn der Tod zehntausender Araber stark übertrieben sein dürfte (Chronik Alfons III.), gelingt es dem Westgoten, seinen Herrschaftsbereich schrittweise zu vergrößern. Nur wenige Monate nach der Schlacht soll kein einziger Muslim nördlich der Pässe des Kantabrischen Gebirges mehr anzutreffen gewesen sein, selbst der islamische Gouverneur Munuza, sei auf der Flucht getötet worden. Den Kampf des später zum Nationalhelden erkorenen Pelayo setzte dessen Sohn Fafila fort. Eine Tochter des Gotenfürsten, Ermesinda, heiratete einen seiner Kommandeure, der später zum König Alfons I. von Asturien gekrönt wurde....

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