RECONQUISTA

  • Kampf der Nibelungen - ein alternatives Kampfsportturnier

    Eine kurze Gerade durchdringt die schlecht formierte Deckung und schlägt mitten im Gesicht des Kämpfers ein - die Halle tobt. Tränen steigen ins Auge des zu Boden Sinkenden während langsam Blut über sein Gesicht sickert. Ein kurzes Aufbäumen des Willens, doch der Versuch ist zwecklos: Bevor er aufstehen kann, hat der Ringrichter ihn ausgezählt.

    Dies ist das vorschnelle Kampfende für Marcel aus Erfurt. Sein Gegner Lars aus Dresden triumphiert. Doch auch wenn der Kampf verloren ist, wirkliche Verlierer gibt es an diesem Abend nicht: Denn allein den Mut bewiesen zu haben, sich zu stellen, sich in einem abgezäunten Ring mit einem Gegner zu messen und das vor einem beachtlichen Publikum ist ein Triumph für die Freizeitsportler, die sich hier zusammengefunden haben. Zugleich ist es auch eine Demonstration: eine Demonstration von Kampfbereitschaft und Völkerverständigung der Jugend Europas, wie es Dennis von „White Rex“ in einem Grußwort formuliert. Der russische Kampfsportveteran ist einer der Väter der Kampfsportserie, die von unabhängigen Organisationen in verschiedenen Ländern Europas ausgetragen wird. Das Turnier in Deutschland fand 2015 in NRW statt. Unter dem Titel „Kampf der Nibelungen”, der an die alten Ideale  von Treue und Heldentum in der deutschen Geschichte erinnern soll, sahen die  Zuschauer insgesamt zehn Kämpfe mit  durchaus gemischtem Niveau. Zu den besten Kämpfen des Abends zählte das K1-Duell zwischen Marcel und Roman. Zwei Runden schenkten sich die Kontrahenten nichts. Nach einem Niederschlag in der ersten Runde kontert Marcel angefeuert mit „Borussia-Rufen“ seiner Anhängerschaft seinen Gegner aus. Dieser wehrt sich erbittert, wird aber in der zweiten Runde nach schwerem Sturz zum zweitenmal in einer Runde angezählt — das bedeutet für ihn das vorzeitige Aus und das Ende des sehenswerten Kampfes. Klarer ist die Überlegenheit von Jan aus Mannheim in seinem Kampf gegen den Lübecker Michael. Doch Michael beweist ein Kämpferherz. Trotz deutlicher Unterlegenheit kommt für ihn Aufgeben nicht in Frage. Genau diese Haltung unterscheidet die Teilnehmer dieses Turniers von ihren pro-fessionellen Sportskameraden. Während K-1 Stars für das Geld kämpfen, zählt hier die Ehre. Aber nicht nur diese: „Wille, Disziplin, Fleiß“ sind die Grundlagen für die Kämpfer des Abends. Besonderen Fleiß legt dabei der ungarische Turnierteilnehmer Starek an den Tag. Nach zwei kurzfristigen Absagen anderer Kämpfer bestreitet er an diesem Abend nicht weniger als drei Kämpfe: Einen Box-, und zwei MMA-Kämpfe.    Nachdem er seinen ersten Boxkampf gegen den starken Dresdener Gegner Erik verloren geben mußte, konnte er seinen zweiten MMA-Kampf gegen Lucien aus dem brandenburgischen Lübben für sich entscheiden. Den letzten Kampf gewann er trotz einer Schulterverletzung. Damit hat Starek, der nicht nur mit einem spektakulären Drehkick und weiteren Einlagen das Publikum begeisterte, ebenso wie Tomasz aus Frankreich und die deutschen Kämpfer einen bleibenden Eindruck hinterlassen.Sie alle stehen für das neue, das wehrhafte Europa, das die unterbrochene Traditionslinie der europäischen Selbstbehauptung wiederaufnmmt. In heutigen Zeiten, in denen das Versagen der  staatlichen Ordnung immer evidenter wird, ein wichtiges Signal. Denn wenn  Hab und Gut oder sogar Leib und Leben bedroht werden und ein wilder Mob die Straße beherrscht, dann könnte es sinnvoll sein, wenn sich der Einzelne auf seine eigene Stärke verlassen kann. Dann wird so mancher, der den Kampfsport zuvor als Vergnügen der Unterschicht betrachtet haben mag, erkennen, daß auch heute noch alles Leben Kampf erfordert. Einer von denen, die den Wert des Kampfes schon heute schätzen ist auch Christoph, der als Lokalmatador zu den Klängen des Rocktitels  „Europe awake“ die Arena betritt. Technische Mängel macht er mit seinem Kampfeswillen wett — mit Erfolg. Nach einem furiosen Kampf der weitgehend ohne Deckung geführt wird, trägt er unter tosendem Beifall der Halle den Sieg gegen den Chemnitzer Thore davon. Mit zwei nicht minder spannenden MMA-Kämpfen endet der unterhaltsame und vor allem hervorragend organisierte Kampfabend.

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»Sport Frei«

Mixed Martial Arts (deutsch „Gemischte Kampfkünste“) oder kurz MMA ist eine relativ moderne Art des Vollkontaktwettkampfes. Die Kämpfer bedienen sich sowohl der Schlag- und Tritttechniken (Striking) des Boxens, Kickboxens, Muay Thai und Karate als auch der Bodenkampf- und Ringtechniken (Grappling) des Brazilian Jiu-Jitsu, Ringens, Judo und Sambo. Auch Techniken aus anderen Kampfkünsten werden benutzt. Daß auch im Bodenkampf geschlagen und zum Teil getreten werden darf, ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Vollkontaktsportarten. Dies führte zum Sendeverbot von MMA-Profikämpfen im deutschen Fernsehen.
Das K-1 kombiniert dagegen Techniken aus dem Boxen, Karate, Muay Thai, Taekwondo, Kickboxen und Savate, verzichtet aber auf Bodenkampfelemente. Hier gelten, anders als beim MMA, ähnliche Regeln wie beim Boxen.