RECONQUISTA

  • Vor 333 Jahren: Sieg über die Türken bei Wien

     

    Kaum ein Tag war von so großer historischer Tragweite wie der 14. Juli 1683: Großwesir Kara Mustapha, Oberbefehlshaber eines 120.000 Mann starken türkischen Heeres, steht nicht nur vor seinem größten Erfolg, sondern auch vor einem Meilenstein in der Geschichte des Osmanischen Reiches und damit des Islam. Der Belagerungsring um Wien ist geschlossen, die Einnahme der Stadt steht kurz bevor.
    Was Süleyman I. 1529 bei der ersten Belagerung der österreichischen Metropole verwehrt blieb, scheint nun zum Greifen nahe. Wenn der „goldene Apfel“, so die islamische zeitgenössische Bezeichnung Wiens, fällt, dann ist der Weg frei zur Eroberung Europas.

    Möglich gemacht hat diesen osmanischen Siegszug nicht zuletzt die Zerstrittenheit der Europäer, die sich zwischen 1618 und 1648 blutig bekämpften. Vor allem das Deutsche Reich war Leidtragender der Kämpfe, die zwischen 8 und 10 Millionen Deutschen, fast der Hälfte der Bevölkerung, den Tod brachten. Das Osmanische Reich nutzte die Schwäche der Europäer und dehnte seinen Einflußbereich immer weiter aus.

    Am 1. Juli 1683 überschreiten die osmanischen Truppen die Raab, am 11. Juli 1683 nehmen die Türken Hainburg und richten ein Blutbad an.
    Derweil bereitet sich der Wiener Stadtkommandant Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg auf die Verteidigung Wiens vor. Insgesamt stehen ihm aber gerade einmal 13.000 Mann zur Verfügung, die dem osmanischen Feind 10-fach unterlegen sind.
    Am 14. Juli 1683 beginnt die osmanische Armee die umliegenden Vororte Wiens niederzubrennen. Dann folgt ein pausenloser Angriff auf die Festungswerke der Stadt durch zahlreiche türkische Geschützbatterien. Zeitgleich treiben türkische Mineure Stollen in den Boden unter die Wälle und füllen diese mit Sprengmaterial, um die Mauern zum Einsturz zu bringen. Während die Verteidiger mit dem Mute der Verzweiflung Angriffswelle um Angriffswelle abweisen, vermittelt Papst Innozenz XI. zwischen Kaiser Leopold I. von Habsburg und König Johann III. Sobieski von Polen, der unter der Bedingung des Oberbefehls ein 80.000 Mann starkes Entsatzheer zur Befreiung Wiens aufstellt.
    Doch wird das Heer, das aus 24.000 Polen, 21.000 Mann kaiserlichen Truppen unter Herzog Carl von Lothringen, 11.000 Bayern, 10.000 Sachsen und ebenso vielen Franken und Schwaben besteht, noch rechtzeitig eintreffen?
    Erst am 4. September, fast zwei Monate nach Beginn der Belagerung Wiens, finden die Heeresteile in Stettteldorf zusammen.

    Währenddessen kämpfen die Verteidiger Wiens mit dem Mute der Verzweiflung. Dann erreicht sie die erlösende Nachricht: Das Entsatzheer ist aufmarschiert!
    Am 12. September 1683 greifen die christlichen Heere vom Kahlenberg aus die immer noch zahlenmäßig stärkeren Türken an.
    „Es war, als wälze sich eine Flut von schwarzem Pech bergab, die alles, was sich ihr entgegenstellt, erdrückt und verbrennt”, so beschreibt der türkische Geschichtsschreiber Mehmed, der Silâhdar, den Anblick der Entsatzarmee am Kahlenberg.

    Kara Mustapha hatte es trotz der Vorwarnung – er war bereits am 4. September über die herannahende Entsatzarmee und ihre Stärke informiert worden – versäumt, den Wienerwald zur Abwehr der aufmarschierenden Hilfstruppen zu besetzen und alle Kraft auf die Eroberung Wiens zu konzentrieren. Nun sind die osmanischen Truppenführer mit dem Zweifrontenkrieg überfordert: Die schwache Verteidigungsfront der Osmanen wird schnell zerschlagen. Die polnische Kavallerie – insbesondere die Lanzenreiter (Flügelhusaren, Hussaria) – dringen in die türkischen Lager ein. Darauf treten die osmanischen Truppen eine ungeordnete Flucht an. Erst in der Höhe von Hainburg gelingt es dem Großwesir, Teile der Truppen zu sammeln und nach Györ zurückzuführen.

    Mit der Schlacht am Kahlenberg wendet sich das Kriegsglück – die Türken werden aus Ungarn zurückgedrängt. Schlacht um Schlacht.
    Das Osmanische Reich verliert nahezu alle seine Eroberungen des 16. Jahrhunderts und Österreich wird zur europäischen Großmacht.
    Der Große Türkenkrieg ist auch die Geschichte des Aufstieg des Prinzen Eugen von Savoyen. Seine Feuertaufe erhielt er 1683 in der Schlacht am Kahlenberg als Obrist-Leutnant. 1693 wurde er zum Feldmarschall befördert und 1697 übernahm er den Oberbefehl über die christlichen Truppen  im Großen Türkenkrieg, der bis 1699 andauerte und zwischen 1714 und 1718 regional wieder aufflammte.  

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