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20-09-14 10:07 Alter: 10 Jahr/e
Jack the Ripper Mordfälle gelöst?
Polnisch-jüdischer Einwanderer soll die Morde von Whitechapel verübt haben
Das Londoner East-End, Ende des 19. Jahrhunderts: Ein von Einwanderung, Armut und Prostitution überschattetes Viertel.
In diesem Milieu, genauer im hier angesidelten Stadtteil Whitrechapel, suchte sich der Serientäter in den Jahren 1888 bis 1891 seine zwischen 23 und 47 Jahre alten Opfer – fünf Morde, darunter an Catherine Eddowes, die am 30. September 1888 auf ihren Mörder traf, werden eindeutig Jack the Ripper zugeschrieben, weitere sechs gelten als möglich,
Den Namen verdankt die Mordserie einem an die Polizei adressierten, in roter Tinte und mit "Jack the Ripper" unterschriebenen Brief, in dem der Autor die fieberhaft ermittelnde Polizei verhöhnte. Allerdings kam schon damals der Verdacht auf, daß der angebliche Bekennerbrief die Fälschung eines Journalisten sei.
Dessen ungeachtet setzte sich der Name für die Mordserie durch und zog viele Menschen in seinen Bann.
Die Liste der Verdächtigen in Großbritanniens wohl bekanntester Mordserie war lang: Unter den Verdächtigen waren eine Reihe zwielichtiger Einwanderer aus Osteuropa, ein deutschstämmiger Maler, der Leibarzt der englischen Königsfamilie und eine Freimaurer-Organisation (Spielfilm „From Hell“) und nicht zuletzt der bekannte Krimi-Autor Sir Arthur Conan Doyle, seines Zeichens ebenfalls Freimaurer.
Nun könnte der Fall nach mehr als 130 Jahren gelöst sein, dies behauptet zumindest der britische Geschäftsmann und Hobbydetektiv Russel Edwards.
Edwards Ermittlungen begannen mit dem Erwerb eines 1,87 Meter mal 65 Zentimeter langen Schultertuches, das angeblich vom Tatort eines Mordes stammen soll und erhebliche Blutspuren aufwies. Unbestätigten Überlieferungen zufolge habe ein junger Polizist das Kleidungsstück – angeblich mit Zustimmung seiner Vorgesetzten – an sich genommen und dessen Nachfahren hätten es ungewaschen aufbewahrt. Edwards übergab das Stück dem an der Uni Helsinki und in Liverpool lehrenden Biochemiker Jari Louhelainen, der feststellte daß das Tuch aus Osteuropa stammte, dem Herkunftsort Aaron Kosminskys, einem der Haupt-Tatverdächtigen für die Ripper-Morde.
Kosminski, der aus seiner polnischen Heimat nach England geflohen war, lebte mit drei Geschwistern im Londoner East End, wo er als Barbier arbeitete, sich also mit dem Messer und der menschlichen Anatomie auskannte. Im Februar 1891 wurde der damals 25-Jährige in ein Heim für Geisteskranke eingewiesen – genau zur gleichen Zeit brach die Mordserie ab. Weil ein Zeuge seine Aussage zurückzog und kaum Aussicht auf die Verurteilung eines psychisch Kranken bestand, sei der Fall damals nicht zur Anklage gekommen, erläutert Scotland-Yard-Insider Alan McCormick, der ebenfalls von der Schuld Kosminskis überzeugt ist.
Damit befindet sich die beiden in guter Gesellschaft:
Bereits in einer 1959 im Nachlass von Assistant Chief Constable Melville Macnaghten gefundenen Notiz aus dem Jahre 1894, wurde ein Verdächtiger als „polnischer Jude“ mit dem Namen Kosminski genannt. Macnaghten hielt Kosminski, von dem kein Vorname vermerkt wurde, für einen Hauptverdächtigen, da dieser einen ausgeprägten Hass gegenüber Frauen mit mörderischen Tendenzen gehabt haben soll.Und auch Robert Anderson, der zur Zeit der Ripper-Morde Leiter der Abteilung für Vebrechensaufklärung bei Scotland Yard war, schrieb in seiner Autobiographie The Lighter Side of My Official Live (1910), dass er einen „unterklassigen polnischen Juden“ für Jack the Ripper halte. In einer Kopie dieser Biographie, die im Kriminalmuseum von Scotland Yard ausgestellt wird, vermerkte Donald Swanson, der zuständig für die Aufklärung der Morde war, den Namen Kosminski.
Aber stammt das Tuch als Hauptbeweisstück tatsächlich vom Tatort? Viele Skeptiker bezweifeln das, indes können sie nicht erklären, wie sowohl DNA-Spuren von der toten Eddowes als auch dem Verdächtigen Kosminsky auf das Tuch gelangten.
Denn der Biochemiker Louhelainen verglich mitochondriale DANN, die er aus dem 126 Jahre alten Beweisstück isolieren konnte mit der DNA eine Nachfahrin des Mordopfers und stellte eine 100-prozentige Übereinstimmung fest: Das Tuch war durchtränkt von Eddowes' Blut. Edwards gelang es derweil eine Nachfahrin von Kosminski ausfindig zu machen. Ein Vergleich ihrer DNA mit einer auf dem Tuch sichergestellten Sperma-Probe ergab Damit war sich Edwards sicher, das Geheimnis gelöst zu haben. In Kürze will er seine Beweise in Buchform veröffentlichen.
Doch schon nach Vorstellung seiner Thesen in der britischen Daily Mail hagelte es Kritik, vor allem die Tatsache, daß der Mörder jüdischer Herkunft sein soll gilt als politisch nicht korrekt. Schon zur Zeit der Morde war über die Täterschaft eines Juden und einen möglichen Ritualmord-Zusammenhang spekuliert worden. An einem der Tatorte, an denen viele jüdische Einwanderer lebten, war folgender Spruch an einer Mauer vorgefunden worden: „„The Juwes are the men That Will not be Blamed for nothing“ (dt. „Die ‚Juwes‘ sind die Menschen, die nicht grundlos beschuldigt werden.“). Unzweifelhaft waren hier Jews gemeint, deren Bezeichnung falsch buchstabiert wurde. Obgleich unklar war, von wem das Graffiti stammte und ob es mit dem Mord in Verbindung stand, befahl der damalige leitende Polizeioffizier Superintendent Thomas Arnold dessen Entfernung. Hintergrund war die Angst vor einer weiteren Zunahme des damals verbreiteten Antisemitismus. Ein Umstand, der heute nur allzu vertraut scheint.
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