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01-08-14 13:36 Alter: 10 Jahr/e
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg
1. August 1914 als Beginn eines 30-jährigen Krieges gegen Deutschland zur Sicherung alliierter Interessen
Am 1. August 1914 erklärte der deutsche Kaiser Wilhelm II. Russland den Krieg und löste so – zumindest nach noch vorherrschender Darstellung den Ersten Weltkrieg aus. Vorangegangen waren dem eine Reihe europäischer Krisen, die schließlich mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares, Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie, am 28. Juni 1914 in Sarajewo ihren Höhepunkt fanden. Darauf erfolgte am 23. Juli ein Ultimatum Österreichs an Serbien, dem Heimatland der Attentäter, das dieses entgegen der ursprünglichen Annahmebereitschaft nach russischen und französischen Beistandserklärungen ablehnte. Am 27. Juli machte Russland mobil, Deutschland reagierte wiederum mit einem Ultimatum: Bis zum 1. August die Mobilmachung, die als Angriffsabsicht gegen Deutschland als engstem Verbündeten Österreichs gewertet werden musste, rückgängig zu machen. Doch schon am 28. Juli, nach mehreren Grenzzwischenfällen, erklärte Österreich Serbien den Krieg. Genau genommen müsste daher eigentlich der 28. Juli 1914 als Kriegsbeginn gelte
Daß dies nicht so ist, liegt vor allem daran, daß als Hauptschuldiger des ersten groß weltweiten „Völkerrringens“ Deutschland gelten sollte. Und tatsächlich wirkt die Erfindung der mit Schlagwörtern wie der „Nibelungentreue“ vermeintlich besiegelten deutschen Alleinkriegsschuld bis heute fort, auch wenn sie mittlerweile erhebliche Rückschläge durch Historiker erlitten hat, die mehr an der Wahrheit als an plumpen Propagandathesen interessiert sind. Erstmals international anerkannt in jüngerer Zeit wurde die Widerlegung deutscher Hauptschuld durch den australischen Historiker Christopher Clark.
Clarks Erkenntnis nach Studium der Aktenbestände diverser europäischer Staaten: Die Verantwortlichen von 1914 hätten die Realität der Katastrophe auf die sie zusteuerten, nicht erkannt, sondern ihre Umgebung wie Schlafwandler wahrgenommen: unvollständig, fragmentarisch, unklar. Das bemerkenswerte an der Darstellung ist aber die grundsätzliche Betonung von zwei Fakten, die im bundesdeutschen Diskurs stets verleugnet wurden: Die grundsätzliche Friedensliebe Wilhelms II. der bis zur russischen Mobilmachung im Juli 1914 von einem lokalen österreichisch-serbischen Konflikt ausging. Und ferner die in allen europäischen Staaten vorherrschende latente Deutschfeindlichkeit. So wehte Clark zufolge im britischen Außenministerium ein „antideutscher Wind“, der sich auf die Eindämmung Deutschlands konzentrierte. Frankreich hatte demgegenüber starke Rachegelüste gegenüber Deutschland aufgrund der Niederlage von 1871, wobei der Präsident Raymond Poincare als überzeugter und unnachgiebiger Nationalist charakterisiert wird, der es bewusst auf eine Kraftprobe mit Deutschland ankommen ließ: „Frankreich provozierte und das Deutsche Reich reagierte“. Serbien, das einen Teil seiner Einwohner innerhalb des dem Österreichischen Kaiserreich zugehörigen Bosnien verloren sah, übernahm dabei den aktiven Part zur Kriegsvorbereitung, indem es die Verschwörung der Geheimgesellschaft „Schwarze Hand“ zur Ermordung des österreichischen Thronfolgers Ferdinand insgeheim unterstützte. Das erschütternde dabei war indes, dass Ferdinand zu den gemäßigten und auf Ausgleich mit Serbien beachten Männern in Österreich zählte – ein Grund mehr, dass auch andere, von Clark freilich nicht berücksichtigte Kreise, ein um so größeres Interesse an seiner Beseitigung hatten. Russland habe schließlich mit der Generalmobilmachung – einem anerkannten Vorstadium zum beschlossenen Krieg – den Krieg ausgelöst.
Ähnlich sieht es auch FAZ-Autor Hans-Christof Kraus, der bereits 2012 einen bemerkenswert von sonstigen Ergüssen der Lizenzmedien abweichenden Artikel über geostrategische Interessen der Angloamerikaner verfaßte:
„Als um und nach 1900 die Welt, die gesamte Landoberfläche des Globus, aufgeteilt und zumeist unter die politische Oberherrschaft der Europäer und Amerikaner gestellt worden war, entwickelten die geostrategischen Denker der damaligen Zeit ein vollkommen neues Bild künftiger Weltpolitik. Die Angelsachsen hatten“, so der Welt-Artikel weiter, „jetzt zum ersten Mal Anlass, um ihre Weltstellung fürchten zu müssen. Der britische Geograph und Politiker Halford Mackinder entwickelte kurz vor dem Ersten Weltkrieg seine außerordentlich folgenreiche Lehre von der Unterlegenheit der maritimen Weltmächte.“ Aufgrund der weltweiten Bevölkerungs- und Ressourcenverteilung, die sich im Herzen der sogenannten Weltinsel Europa, Asien und Afrika konzentriere, könnten die angelsächsischen Seemächte keine „zukünftigen Weltherrscher“ mehr sein, wenn es ihnen nicht gelänge, das Herzland vollständig unter die eigene Kontrolle zu bringen.
Der Albtraum einer von Deutschland und Japan gemeinsam oder schlimmstenfalls sogar von Deutschland allein kontrollierten „pivate area“ im Herzen Eurasiens musste mit allen Mitteln verhindert werden“, so das Fazit von Kraus. Hierin bestand nicht nur das erste und wichtigste Kriegsziel Roosevelts und Churchills, dem alles andere untergeordnet wurde, sondern letztlich auch das wichtigste Kriegsziel der anglischen Regierung vor dem ersten Weltkrieg, die Angebote Deutschlands ablehnten und den französischen Revanchegedanken ebenso für ihre Zwecke ausnutzten wie den drohenden russischen Zusammenbruch aufgrund innerer Konflikte.
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